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Tipps zu "Tactical Sailing"

"Tactical Sailing" ist eine in Seglerkreisen inzwischen weit verbreitete Software, die einerseits das Regattaspielen in vielen Varianten spannend und interessant zur Verfügung stellt und andererseits in der speziellen "Trainers Toolbox" die Visualisierung und Berechnung einer Vielzahl von taktischen Situationen ermöglicht. Damit eignet sich das Programm hervorragend für das Analysieren und Experimentieren mit meinen "Geometrischen Tools".

Auf dieser Seite gebe ich Tipps für die Verwendung von "Tactical Sailing" im Sinne der Geometrie des Regattasegelns.

TS Switchpoint Upwind

"TS"-Tipp "Switchpoint upwind"

Die Erprobung und Analyse unterschiedlicher Situationen bezüglich der Switchpoints können unter den  unterschiedlichen Kategorien (Anfänger - Regattasegler - Experte) erprobt werden:

Menüfolge:Trainer´s Toolbox - Regattasegler - Switchpoint upwind

Tactical Sailing Tipp Switchpoint upwind
RSCN4903.JPG

"TS"-Tipp "VMG/VMC- Geschwindigkeit zur Bahnmarke"

Unter dem folgenden Menü kann mit "TS" die unterschiedliche Entwicklung der VMG auf Holebug (rote Boot) und Streckbug (grünes Boot) beobachtet werden

Menüfolge:

Trainer´s Toolbox - Experte - Geschwindigkeit VMG/VMC

TS VMG/VMC
TS Chance und Risiko, DMG Spielfeld

"TS"-Tipp "Chance und Risiko, Vergleich DMG, Spielfeld und Risikozonen"

Unter dem folgenden Menü kann man mit "TS" einen Segler (Grün) auf Streckbug mit einem anderen Segler (Rot) auf dem Holebug anhand unterschiedlicher Kriterien vergleichen:

- bezüglich der Annäherung zur Luvmarke (DMG)  nach der gleichen Entfernung von der Leemarke (konz. Kreise; Grün ist jetzt am Switchpoint drei Distanzkreise weit gekommen, Rot lediglich einen Kreis),

- der individuellen Spielfelder (Grün groß, quadratisch), (Rot klein schmales Rechteck)  und

- der Risikosituation (Grün ist noch in der hellblauen Zone mit dem geringen Risiko, aber Rot ist bereits in der grauen Hochrisikozone).

- der Peilwinkel zur Luvmarke: Grün 45°, Rot 81°.

Menüfolge:

Trainer´s Toolbox - Experte - Chance und Risiko - Chance und Risiko Upwind

TS Chance und Risiko.PNG

"TS"-Tipp "Den Startlinienvorteil verlieren"

In den beiden Screenshots aus "Tactical Sailing" unten kann man die zwei wichtigsten Szenen erkennen, in denen ein anfänglicher Startvorteil durch einen 10° Dreher beim Start zunächst den rechts startenden grünen Segler bevorteilt. Nach einer Wende und einem 10° Linksdreher sieht man im zweiten Screenshot, dass der ursprüngliche Vorteil des grünen Bootes verloren gegangen ist und Rot und Grün jetzt gleichauf liegen. Mit dem Button im ersten Screenshot kann die Szene als Video betrachtet werden.

Menüfolge in "TS":

Trainer´s Toolbox - Experte - Chance und Risiko - Chance und Risiko Upwind

TS Startlinienvorteil verlieren
Startlinienvorteil.PNG
Startlinienvorteil Verlieren.PNG

"TS"-Tipp "Der Vorteil durch Streckbugsegeln auf Downwind"

In diesem Screenshot ist eine typische Downwindszene dargestellt. Rot und Grün haben die Luvmarke gleichzeitig gerundet, Rot wählt den durch einen Linksdreher bevorzugten Streckbug zum umkreisten Switchpoint, während sich Grün für den Holebug entschieden hat, der ihn vom Switchpoint weiter entfernt. Man sieht im Screenshot, dass Rot sich dadurch der Leemarke bereits doppelt so weit angenähert hat wie Grün.

Im Verlauf des Videos wird Rot kurz nach dem Switchpoint halsen. Beim folgenden Rechtsdreher zahlt sich diese größere Annäherung schließlich aus und er kommt als Erster an die Leemarke.

Menüfolge in "TS":

Trainer´s Toolbox - Experte - Chance und Risiko - Chance und Risiko Downwind

Downwind Streckbug
Downwind Streckbugvorteil.png
Screenshot 2021-02-24 07.33.56.png
TS Taktik an der Startlinie
TS Räume strategisch-taktischer Entscheidungen
Räume strategisch-taktischer Entscheidungen im Regattafeld
Entscheidungspositionen Trainer Toolbox.

In der Dokumentation zur "Trainer Toolbox" der Software "Tactical Sailing" von Paul Gerbecks sind im Kapitel 11.3 über-sichtlich die Positionen bedeutender strategisch-taktischer Entscheidungen im Regattafeld dargestellt (siehe Zeichnung).

Hier einige Erläuterungen dazu:

Die Darstellung zeigt eine Regattabahn   bei 2 unterschiedlichen Windrichtungen (Wind 0° bzw. Wind 15° von links) mit ihren jeweiligen Spielfeldern. Die Spielfelder sind jeweils durch ihre Lee- bzw. Luv-Anlieger begrenzt. Das "lange Bein" des schiefliegenden  Kurses ist rot hervorgehoben. Elf Punkte innerhalb der Spielfeldern sind angegeben, die im Folgenden näher erläutert werden.

Position 1: Vorstart und Start

Strategisch muss die bessere Bahnseite bezüglich Windstärke, Windrichtung, Wellen, Strömung und Hindernissen bestimmt werden. Daraus resultiert die Wahl des strategischen Grundkonzepts (Mitte, Seite, Z-Kurs, Anlieger). Außerdem muss bei schief liegender Bahn der Streckbug bestimmt werden.

Um taktisch frühzeitig eine führende Position im Feld einzunehmen, sollte die 1. Wende nach dem Start geplant werden.

Position 2: Pinnend und Commity Boat

Strategisch wird hier die bevorzugte Seite der Startlinie bestimmt. Taktisch gesehen ist es wichtig, bestimmte Gegner schon vom Start an im Auge zu behalten und u.U. in ihrer Nähe zu starten.

Position 3: Countdown

Strategisch wird man versuchen, einen Nullstart zu realisieren. Dazu muss die Zeit exakt genommen werden und mittels einer Peilung über Startmast und Pinnend zu einer Landmarke, der Abstand zur Linie genauestens gepeilt werden.

Taktisch steht vor allen Dingen die Herstellung einer Lücke nach Lee beim Start im Vordergrund, um schnell und ungehindert beschleunigen zu können.

Position 4: Streckbug und Windachse

Strategisch ist jetzt wichtig, den Streckbug zu segeln und die Windachse genau zu peilen. Es geht in diesem ersten Drittel des Upwindkurses darum, die geplante Strategie umzusetzen, um alle sich bietenden Vorteile nutzen zu können.

Position 6: Lift und Header

Strategisch betrachtet bieten Lift und Header die besten Chancen, um Streckenverkürzungen herbei zu führen. Dabei müssen die Gefahren der Streckbugfalle bzw. der Abseitsfalle beachtet werden.

Taktisch gesehen ist eine gepinnte Position die größte Gefahr, wenn man wegen naher Gegner, auf Lifts oder Header nicht mehr reagieren kann.

Position 5: Switchpoint und Risikozonen

Aus strategischer Sicht ist die Lage des Switchpoints von besonderer Bedeutung, dahinter beginnen die Zonen erhöhten Risikos. Fast jeder jenseits des Switchpoints erfolgende Header, sollte aus strategischen Gründen mit einer Wende auf den neuen Streckbug beantwortet werden. Lifts jenseits des Switchpoints führen u.U. in die Streckbugfalle bzw. Außen-banane.

Taktisch sollte man das Risikoverhalten der wichtigen Konkurrenz in diesem Raum um den Switchpoint genau beobachten und gegebenenfalls darauf reagieren.

Position 7: Spielfeld (Kreuzdiamant)

Die Entwicklung der Form des eigenen Spielfeldes zu beobachten, ist strategisch gesehen besonders wichtig, da ein schmales, lang gestrecktes Spielfeld kaum noch Möglichkeiten zur Reaktion bietet, um auf Winddrehungen gewinnbringend zu reagieren.

Position 9: Cross, Tack or Duck und Abkassieren

Immer wieder kommen auf der Kreuz "Cross, Tack or Duck" Entscheidungen auf den Segler zu. Strategisch kommt es darauf an, die eigene Strategie nicht unbedacht wegen einer solchen Situation aufzugeben. 

Taktisch kann es nach einer erfolgreichen Hebelsituation sinnvoll sein, den Gewinn durch ein Crossmanöver zu realisieren und diesen Vorteil quasi "einzufahren".

Position 11: Wegerecht und Abdeckung

Im letzten Drittel einer Kreuz muss die Annäherung an die Luvmarke vor allem taktisch geplant werden. Da die Boote wieder näher zusammenrücken, müssen Abdeckungsräume gemieden werden, die Layline darf, sowohl aus strategischen wie auch aus taktischen Gründen, nicht zu früh angesegelt werden. Der letzte Dreher vor der Luvmarke muss wie ein permanenter Dreher angesegelt werden.

Position 8: Querabstand und Hebel

Querabstand und Hebel sind die typischen taktischen Waffen, um als Verfolger anzugreifen. Der Führende dagegen sollte Querabstände und Hebel seiner Verfolger möglichst klein halten, um seine Position zu verteidigen.

Position 10: Currywende

Ein typisches taktisches Mittel eines führenden Bootes ist nach der Rundung der Leemarke, sich durch eine frühe Wende zwischen die später rundenden Gegner und die nächste Marke zu legen, also eine sog. Currywende zu machen.

Die 4 strategischen Grundkonzepte des Kreuzens
Januar 2021

  Grundsätzlich kann man vier verschiedene strategische Grundkonzepte der Kurswahl für die Kreuz unterscheiden. Diese sind „die bevorzugte Seite“, „der Anliegerschlag“, „durch die Mitte“ und der  „Z-Kurs“ (s. Abb.). Alle diese gewählten Grundkonzepte haben ohne Winddreher bei konstantem Wind und ohne Strömungsunterschiede gleiche Segelstrecken, sind also abgesehen von eventuellen Wendeverlusten gleichwertig.

Die bevorzugte Seite:

  Dieses Konzept wird absichtlich oder unabsichtlich von Seglern wohl am häufigsten angewendet. Eine Seite der Kreuz ist, aus welchen Gründen auch immer, bevorzugt. Es kann dort mehr Wind herrschen oder weniger Welle sein. Eventuell ist dort kein Gegenstrom oder sogar Schiebestrom zu erwarten und schließlich gibt es auch eine häufig zu hörende Empfehlung, die besagt: ist auf einer Seite der Kreuz Land, dann segle dorthin.

Der Anlieger:

  Dies ist das radikalste Konzept, mit dem höchsten Risiko, aber eben manchmal auch den höchsten Gewinnchancen. Es hat den Vorteil, dass man nur eine Wende segeln muss und daher kaum Wendeverluste hat. Anfängern und Seglern in langsamen Bootsklassen ist von diesem Konzept eigentlich bei 99% aller Kreuzen abzuraten, es birgt zu viel Verlustrisiko.

Durch die Mitte:

  Dieses Konzept ist das Sicherheitspaket. Aus der Mitte heraus kommt man überall schnell hin, wo sich Vorteile bieten. Man kann von jedem Winddreher profitieren. Der Nachteil ist der relativ hohe Wendeverlust. Mit diesem Konzept wird man seltener grandiose Laufsiege herausfahren, aber öfter Serien gewinnen. Da man in der Regel zu Beginn der Kreuz längere Schläge segelt als kurz vor der Luvtonne, wird dieses Konzept auch häufig das "Tannenbaumkonzept" genannt.

Z-Kurs:

  Der Z-Kurs ist der ideale Kurs, wenn man nicht so recht weiß, was man tun soll. Erst einmal starten und schauen, was passiert, dann bald umlegen und lang durch die Mitte segeln, sodass man den Anlieger zur Luvboje etwa in seinem letzten Drittel erreicht. Mit dieser Strategie hat man viele Optionen für Reaktionen und wenig Manöververluste und bleibt dabei nah an der Kursachse.

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Jan 2021

Geometrische Strategie Up and Down
Die Unterschiede in der geometrischen Strategie und Taktik auf Upwind- bzw. Downwindkurs
20.6.23

In der folgenden Übersicht sind die Unterschiede bezüglich der geometrischen Strategie zwischen dem Upwind und dem Downwindkurs nach den in der mittleren Spalte genannten Kriterien zusammengestellt.

 

Vergleich Upwind Downwind geometrische Strategie.jpg
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp
Unterschiede bezl. Speed und Taktik auf Up- und Downwind
Oktober 23
Streckbug - Holebug

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, März2021

Screenshot 2023-10-18 180330.png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp
Risikozonen
Risikozonen
April 2021

Auf einem Kreuzkurs kann man in Abhängigkeit von der Größe und dem zeitlichen Muster der Winddreher gewisse Risikozonen definieren. In sie hinein zu segeln birgt unterschiedliche Risiken, aber natürlich auch Chancen. Mit den konzentrischen Kreisen um die Luvtonne kann die Annäherung dorthin sehr gut sichtbar gemacht werden.

Die obere 1. Abbildung zeigt die Situation für eine exakt gelegte Kreuz, also mit der Schiefe 0°. Das Risiko ist gering, bis man die Luvtonne auf 60° peilt. Man erkennt, dass im grünen Bereich fast 200m Annäherung an die Luvtonne gutgemacht werden (DMG=Distance made good). Im orangen Bereich mit mittlerem Risiko, bis zur 75°-Peilung ist die DMG nicht einmal mehr 100m; im roten Hochrisikobereich  erreicht man nicht einmal mehr die 700m Linie . Das Risiko so weit außerhalb der Mitte der Bahn besteht in einem Linksdreher, den man nicht nützen kann, weil man auf der falschen Seite ist; genauso nützt ein Rechtsdreher nichts, da man durch ihn u.U. Überhöhe bekommt.

 

 

Die untere 2. Abbildung zeigt die Veränderungen der Risikozonen bei einer Schiefe von 10°. Der grüne Bereich ist deutlich größer geworden und die orangen und roten Bereiche sind weiter nach außen geschoben worden. Die große Veränderung ist an den konzentrischen Kreisen zu sehen: man erlangt eine DMG über 300m!! in der grünen Zone mit dem geringsten Risiko. In der orangen Zone macht man im Vergleich zur 1. Abbildung etwa dieselbe DMG, das aber auf kürzerer Strecke. Erst in der roten Zone, der "No-Go-Area" gibt es kaum noch DMG.

Fazit: Die Betrachtung der Risikozonen im Zusammenhang mit der DMG sprechen deutlich dafür, in der Regel (auf jeden Fall bei pendelndem Wind) eine konservative Strategie nahe der Kursmitte zu wählen. Außerdem zeigt Abbildung 2 deutlich, was für die Daumenregel "Streckbugsegeln" spricht.

farbige Risikozonen.PNG
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Apr 2021

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, April 2021

farbige_Risikozonen_10°_schief.PNG

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, April 2021

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp
Spielfeld und Abseitsfalle

Wer im Spielfeld bleibt, vermeidet die Abseitsfalle

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Im Gegensatz zu fast allen anderen Sportarten verändert sich beim Regattasegeln die Größe und die Form des Spielfeldes. Dies geschieht beim Segelsport durch die ständigen Änderungen der Windrichtung. Gelingt es, sich immer im Spielfeld zu halten, erhält man sich auch alle Optionen, auf dem Weg zur Luvmarke, um von Winddrehern zu profitieren. Günstig ist es also, sich von den Rändern des Spielfeldes (also von den Laylines) fern zu halten, sich eher im Zentrum des Spielfeldes zu halten. In der Nähe der Laylines droht die Gefahr der Abseitsfalle, wenn ein ungünstiger Winddreher einen aus dem Spielfeld hebelt.

Mit dem neuen Feature „Trainer`s Highlights“ von TacticalSailing lässt sich das Problem der Abseitsfalle (s. Geometrie des Regattasegelns S. 185ff) und die Veränderung des Spielfeldes ganz hervorragend visualisieren. Die folgenden Screenshots und die zugehörigen Erklärungen verdeutlichen dies.

Screenshot (27).png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Feature „Trainer`s Highlights“, Menüpunkt Streckbug

Screenshot (20).png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Bei leicht von links kommendem Wind startet Rot auf dem kurzen Bein (Steuerbordschlag), während Grün das lange Bein (Backbordschlag gewählt hat). Beide segeln auf den Spielfeldgrenzen entlang.

Screenshot (21).png

Bei der folgenden Rechtsdrehung des Windes wendet Grün und Rot nützt den Lift, um auf dem Streckbug zu segeln. Wie man sieht ist Rot durch den Rechtsdreher aus dem Spielfeld geraten, während Grün durch den drehenden Wind mitten in das Spielfeld hinein gehebelt wurde.

Screenshot (26).png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Einen folgenden leichten Rückdreher nach links beantworten beide wieder durch eine Wende. Rot kommt dadurch zwar wieder ins Spielfeld, allerdings sehr am linken Rand mit wenig Spielraum. Ein weiterer Linksdreher würde Rot noch weiter an den Rand drängen oder eventuell sogar wieder aus dem Spielfeld hebeln.

Screenshot (22).png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Der kurze Linksdreher endet und der Wind dreht wieder nach rechts. Grün leitet die Wende zum Steuerbordschlag ein. Wie wird Rot reagieren?

Screenshot (23).png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Der Rechtsdreher bringt Grün nach seiner Wende wieder auf einen komfortablen Streckbug mit viel Annäherung. Rot segelt weiter in den Rechtsdreher hinein, um tiefer in das Zentrum des Spielfeldes hinein zu segeln.

Screenshot (24).png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Grün ist kurz vor der Luvmarke und wendet zur (Steuerbordschlag-) Layline, auch um Rot zu kontrollieren. Selbst ein Linksdreher würde Grün jetzt kaum noch schaden. Mit ein wenig Überhöhe könnte er die Luvmarke ohne bedeutenden Verlust gut erreichen.

Tack
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Tack & Attack mit Wegerecht.gif
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Tack & Attack ohne Wegerecht.gif
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Diese Option für das Wegerechtsboot Gelb ist eigentlich nie zu empfehlen, da das Unterwenden ein unnötiges Risiko darstellt. Gelb könnte Rot schließlich durch sein Wegerecht unmittelbar und risikolos zum Wenden zwingen. Es ist kaum eine strategisch-taktische Situation vorstellbar, wo diese Option für das Wegerechtsboot in Frage kommt. Lediglich ein Hindernis (Ufer, Verbotszone o.Ä.), das Rot reklamieren kann, könnte man sich hier vorstellen.

Für das ausweichpflichtige rote Boot ist die Situation eine ganz andere. Der Angriff mit der Leewende kann Gelb zum Wegwenden auf die eventuell ungünstige rechte Bahnseite zwingen oder Gelb zumindest durch die Deflektorwirkung zurückfallen lassen. Dies wird allerdings nur dann gelingen, wenn Rot seinen Bug nach der Leewende knapp vor den von Gelb bekommt und sehr nah an ihn heran kommt.

Die Optionen für das Manöver "Duck" (22.Mai 2021)

Die “Duck” Optionen sind eher defensiv angelegt. Dabei gibt es strategische (Wahl der besseren Seite) ebenso wie taktische (Gegnerkontrolle) Überlegungen, die entweder zur Nachfolgehandlung „Go“ oder zu „Tack“ veranlasst. Zu bedenken ist auf jeden Fall, dass es beim „Duck“-Manöver sowohl zu einer Wegverlängerung wie auch zu einem Verlust an Höhe zum Wind kommt. Allerdings kann ein wenig dieser beiden Nachteile aufgrund einer etwas höheren Geschwindigkeit beim Segeln des tieferen Kurses kompensiert werden; dies gelingt allerdings nur, wenn dieses Manöver technisch sehr sauber gesegelt wird und entsprechend intensiv trainiert wurde.

Duck

Duck & Go

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Duck&Go mit Wegerecht.gif
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Duck & Go

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Duck&Go ohne Wegerecht.gif
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Wenn Rot einen knappen Vorsprung hat und der Steuerbordschlag strategisch eindeutig der besser ist, kann es für Gelb von Vorteil sein, Rot frühzeitig zu signalisieren, dass er durchsegeln darf. Mit  diesem ungewöhnlichen „Duck“ verhindert  Gelb eventuell, unterwendet zu werden, behält freien Wind und damit seine Entscheidungsfreiheit. Allerdings hat er unter Umständen bei einer späteren Begegnung, z. B. bei der Annäherung an die Luvmarke kein Wegerecht mehr. Ein weiterer Grund für dieses Manöver könnte auch darin begründet sein, einen anderen, gefährlicheren Gegner (Grün) kontrollieren zu wollen.

Rot möchte seinen Kurs zur rechten Bahnseite aus strategi-schen Überlegungen fortsetzen.

Gelb ist kein besonders gefährlicher Gegner. Außerdem hat im weiteren Verlauf des Rennens bei einer Wieder-begegnung nach einer Wende Rot den taktischen Vorteil des Wegerechts. Diese Option bietet sich vor allem auch dann an, wenn so ein Großteil des Feldes (Grün) kontrolliert werden kann.

Duck & Tack

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Duck & Tack

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Duck&Tack mit Wegerecht.gif
Duck&Tack ohne Wegerecht.gif
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Duck&Tack ist für Gelb mit Wegerecht sicher eher ungewöhnlich. Wenn aber der Vorsprung für Gelb sehr knapp ist, besteht eine hohe Gefahr für eine gelungene Leewende von Rot, woraus Gelb sich nur durch Weg-wenden und damit Kontrollverlust gegenüber Rot befreien könnte. Gelb sollte früh signalisieren, dass er auf das Wegerecht verzichtet und segelt das „Duck&Tack“ Manöver, um Rot anschließend auf diesem Schlag zu „pinnen“. Diese Option bietet sich eigentlich nur bei der Annäherung an den Anlieger oder an das Ziel gegen einen taktisch sehr gefährlichen Gegner an, den man unbedingt kontrollieren möchte.

Für Rot, als Boot ohne Wegerecht, ist dies völlig anders. In dieser Situation kann Rot durch „Duck&Tack“ das Heft des Handelns gegen Gelb wieder in die Hand bekommen. Wenn er einen entsprechenden Vorsprung hat, aus dem heraus eine Leewende Erfolg verspricht, kann er nur „Duck&Tack“ wählen, sofern er Gelb anschließend kontrollieren will.

Räume stat.-takt. Entscheidungen
Räume strategisch-taktischer Entscheidungen im Regattafeld
September 2021

In der Dokumentation zur "Trainer Toolbox" der Software "Tactical Sailing" von Paul Gerbecks sind auf den Seiten 135ff übersichtlich die Positionen bedeutender strategisch-taktischer Entscheidungen im Regattafeld dargestellt (siehe Zeichnung).

Hier einige Erläuterungen dazu:

Die Darstellung zeigt eine Regattabahn   bei 2 unterschiedlichen Windrichtungen (Wind 0° bzw. Wind 15° von links) mit ihren jeweiligen Spielfeldern. Die Spielfelder sind jeweils durch ihre Lee- bzw. Luv-Anlieger begrenzt. Das "lange Bein" des schiefliegenden  Kurses ist rot hervorgehoben. Elf Punkte innerhalb der Spielfelder sind angegeben, die im Fol-genden näher erläutert werden.

Position 1: Vorstart und Start

Strategisch muss die bessere Bahnseite bezüglich Windstärke, Windrichtung, Wellen, Strömung und Hindernissen be-stimmt werden. Daraus resultiert die Wahl des strategischen Grundkonzepts (Mitte, Seite, Z-Kurs, Anlieger). Außerdem muss bei schief liegender Bahn der Streckbug bestimmt werden.

Um taktisch frühzeitig eine führende Position im Feld einzunehmen, sollte die 1. Wende nach dem Start geplant werden.

Position 4: Streckbug und Windachse

Strategisch ist jetzt wichtig, den Streckbug zu segeln und die Windachse genau zu peilen. Es geht in diesem ersten Drittel des Upwindkurses darum, die geplante Strategie umzusetzen, um alle sich bietenden Vorteile nutzen zu können.

Position 6: Lift und Header

Strategisch betrachtet bieten Lift und Header die besten Chancen, um Strec-kenverkürzungen herbei zu führen. Dabei müssen die Gefahren der Streckbugfalle bzw. der Abseitsfalle beachtet werden.

Taktisch gesehen ist eine gepinnte Posi-tion die größte Gefahr, wenn man wegen naher Gegner, auf Lifts oder Header nicht mehr reagieren kann.

Entscheidungspositionen Trainer Toolbox.

Abbildung aus: Dokumentation zur Trainer Toolbox - Tactical Sailing, S. 115ff

Position 2: Pinnend und Commity Boat

Strategisch wird hier die bevorzugte Seite der Startlinie bestimmt. Taktisch gesehen ist es wichtig, bestimmte Gegner schon vom Start an im Auge zu behalten und u.U. in ihrer Nähe zu starten.

Position 3: Countdown

Strategisch wird man versuchen, einen Nullstart zu realisieren. Dazu muss die Zeit exakt genommen werden und mittels einer Peilung über Startmast und Pinnend zu einer Landmarke, der Abstand zur Linie genauestens gepeilt werden.

Taktisch steht vor allen Dingen die Herstellung einer Lücke nach Lee beim Start im Vordergrund, um schnell und ungehindert beschleunigen zu können.

Position 5: Switchpoint und Risikozonen

Aus strategischer Sicht ist die Lage des Switchpoints von besonderer Bedeutung, dahinter beginnen die Zonen erhöhten Risikos. Fast jeder jenseits des Switchpoints erfolgende Header, sollte aus strategischen Gründen mit einer Wende auf den neuen Streckbug beantwortet werden. Lifts jenseits des Switchpoints führen u.U. in die Streckbugfalle bzw. Außen-banane.

Taktisch sollte man das Risikoverhalten der wichtigen Kon-kurrenz in diesem Raum um den Switchpoint genau beob-achten und gegebenenfalls darauf reagieren.

Position 7: Spielfeld (Kreuzdiamant)

Die Entwicklung der Form des eigenen Spielfeldes zu beobachten, ist strategisch gesehen besonders wichtig, da ein schmales, lang gestrecktes Spielfeld kaum noch Möglichkeiten zur Reaktion bietet, um auf Winddrehungen gewinn-bringend zu reagieren.

Position 8: Querabstand und Hebel

Querabstand und Hebel sind die typischen taktischen Waffen, um als Verfolger anzugreifen. Der Führende dagegen sollte Querabstände und Hebel seiner Verfolger möglichst klein halten, um seine Position zu verteidigen.

Position 9: Cross, Tack or Duck und Abkassieren

Immer wieder kommen auf der Kreuz "Cross, Tack or Duck" Entscheidungen auf den Segler zu. Strategisch kommt es darauf an, die eigene Strategie nicht unbedacht wegen einer solchen Situation aufzugeben. 

Taktisch kann es nach einer erfolgreichen Hebelsituation sinnvoll sein, den Gewinn durch ein Crossmanöver zu realisieren und diesen Vorteil quasi "einzufahren".

Position 10: Currywende

Ein typisches taktisches Mittel eines führenden Bootes ist nach der Rundung der Leema-rke, sich durch eine frühe Wende zwischen die später rundenden Gegner und die nächste Marke zu legen, also eine sog. Currywende zu machen.

Position 11: Wegerecht und Abdeckung

Im letzten Drittel einer Kreuz muss die Annäherung an die Luvmarke vor allem taktisch geplant werden. Da die Boote wieder näher zusammenrücken, müssen Abdeckungsräume gemieden werden, die Layline darf, sowohl aus strategischen wie auch aus taktischen Gründen, nicht zu früh angesegelt werden. Der letzte Dreher vor der Luvmarke muss wie ein permanenter Dreher angesegelt werden.

Streckbug und Switchpoint
Streckbug und Switchpoint

"Segle das lange Bein zuerst" - diese Daumenregel zum Streckbugsegeln kennt bestimmt jeder Regattasegler bereits aus seinen ersten Anfängen. Es ist scheinbar eine der einfachsten strategischen Regeln, deren Befolgung laut etlicher Taktikbücher mehr Chancen eröffnen soll, als wenn man den kurzen Holebug zuerst segelt.

Ganz so einfach, wie viele glauben ist die Sache mit dem Streckbug allerdings nicht, es lohnt sich, die geometrischen Zusammenhänge doch einmal etwas genauer zu betrachten.

  In der Zeichnung rechts ist eine 1000m (10cm) lange Kreuz dargestellt. Der Wind kommt 15° von links, wodurch der Steuerbordbug zum "langen Bein" wird. Diese "lange Bein" von 866m Länge wird meistens mit dem Streckbug gleichgesetzt. Diese Annahme ist allerdings falsch!

  Der Streckbug ist definitionsgemäß  der Amwindschlag, der einen näher zur Tonne bringt als der andere Amwindschlag. Daher endet der Streckbug am sogenannten Switchpoint. An dieser Stelle "switcht" der Streckbug zum Holebug, da die Peilung von der Kurslinie zur Luvtonne am Switchpoint dem Amwindwinkel (hier 45°) entspricht und beim Weitersegeln immer weiter anwächst. Der Switchpoint liegt auf der Windachse, also direkt in Lee der Luvtonne. Vom Switchpoint aus hat man ein gleichschenkliges Dreieck (Switchpoint-Anliegerwende-Luvtonne) und damit keinen schiefen Kurs mehr vor sich. Die sehr gute Annäherung (DMG) auf dem Streckbug ist durch die konzentrischen Kreise deutlich sichtbar. Auf 365m Streckbug nähert man sich der Luvtonne fast 300m weit an. Auf dem folgenden Holebugteil des "langen Beins" würde man auf 501m nur gerade mal noch 200m Annäherung gut machen.

Die Daumenregel sollte also besser lauten:

Segle zuerst auf dem "langen Bein" bis zum Switchpoint.

(Video)

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, März 2017

Kein Platz mehr an der Linie

Plötzlich ist kein Platz mehr an der Startlinie

Jeder Regattasegler kennt das Problem: die Startlinie liegt korrekt, im 90°-Winkel zum Wind. Die Segler stehen aufgereiht mit Wind von Steuerbord nahe an der Linie, jeder hat genügend Platz, die letzte Minute bricht an und dann dreht der Wind unvermittelt um 10° nach links. Es wird eng und hektisch, der vorher enge, aber ausreichende Platz für einen guten Start schwindet. Berührungen drohen, Starter in Lee schieben vor und könnten die sichere Leestellung einnehmen. Der gute Start ist in Gefahr. Wieso gibt es plötzlich zu wenig Platz an der Linie? Wie sieht diese Situation eigentlich geometrisch aus? Dies lässt sich an den beiden Zeichnungen sehr gut ablesen.

Die beiden Zeichnungen zeigen einen 12 m breiten Ausschnitt einer Startlinie (rot). Im linken Bild kommt der Wind (grün) aus 0°, also senkrecht zur Startlinie. Auf den 12 Metern könnten in vier ca. 2 m breiten Korridoren beispielsweise vier 470er-Jollen (Breite 1,68 m) nebeneinander starten. Dabei stehen aufgrund des Amwindwinkels von 45° jedem Starter 2,83 m der Startlinie zur Verfügung.

Im rechten Bild hat der Wind 10° nach links gedreht; alle Starter müssen die Linie in einem wesentlich spitzen Winkel überqueren. Daher nimmt jeder einzelne jetzt einen Abschnitt von ca. 3,5 m der Startlinie in Anspruch. Dies bedeutet, dass auf den 12 m Startlinie nur noch drei Boote Platz finden (3 mal 3,5 m=10,5 m), einer der vorher vier aussichtsreichen Starter wird eine böse Überraschung erleben und einen schlechten Start erleben.

Hochgerechnet auf eine 200m lange Startlinie bedeutet dies:

 Bei einer ideal liegenden Startlinie finden ca. (200: 2,83=)  70 Starter einen 2m breiten Korridor für einen erfolgversprechenden Start. Kommt der Wind aber um 10° von links auf die Linie, passen auf die 200m lange Startlinie nur noch (200:3,5=) 57 Starter. Für 13 Boote (~18%) der (Backbord-)Starter gibt es also gar keinen Platz mehr. In umgekehrter Weise verbessert sich natürlich für Starter auf dem Steuerbordbug die Situation, sie bekommen durch den Linksdreher mehr Raum auf der Startlinie. Dies gilt es natürlich zu nutzen, sofern die Wegerechtssituation es möglich macht und der strategische Plan es nicht ausschließt, zur rechten Bahnseite zu segeln.

Auch den Wettfahrtleitungen kann man nur nahelegen, sich dieser schwierigen Situation für die Segler bewusst zu sein und entsprechende  Vorkehrungen zu treffen (Linie mit Reservelänge, Beobachtung des Windverhaltens, in krassen Fällen Neustart, usw.)

Platz an der Startlinie 90° Wind.jpg
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Nov 2022

Platz an der Starlinie 10°.png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Nov 2022

Neutralisieren sich eigentlich ein Links- und ein Rechtsdreher?

Links- Rechtsdreher

Eine der Fragen, die unter Regattaseglern immer wieder einmal diskutiert wird, ist, ob sich im Lauf einer Kreuz zwei Winddreher um den gleichen Betrag nach links bzw. rechts um die mittlere Windrichtung eigentlich gegenseitig neutralisieren.

Eine geometrische Betrachtung ist bestens geeignet, diese Frage zu beantworten.

In der Zeichnung sieht man eine Situation, in der zwei Segler (Blau und Grün) an einer neutral zur herrschenden Windrichtung liegenden beispielsweise 200m langen Startlinie (2m) links bzw. rechts auf Steuerbordbug starten. Grün erreicht nach 350m den Rechtsdreher (15°) und wendet. Blau bekommt den Dreher etwas später, da er den längeren Weg hatte und wendet dann ebenfalls.

Beide nehmen den Dreher mit, bis sie vom gegenläufigen Winddreher, der dann 15° von links der mittleren Windrichtung kommt, erreicht werden. Diesen Wind kann Blau 370m weit bis zum Anlieger nutzen, während Grün diesen Dreher nur 280m bis zum Anlieger nutzen kann.

Addiert man alle Streckenabschnitte, erkennt man, dass Grün 1362m weit zu segeln hatte, während Blau nur 1315m weit zur Luvmarke unterwegs war. Blau hat aus geometrischen Gründen also ca. 10 Bootslängen Vorsprung (Laser oder 470) gegenüber Grün.

Warum ist das so? Wäre der Rückdreher nur bis zur ursprünglichen neutralen Windrichtung erfolgt, hätte Grün die Luvboje zuerst erreicht, da er auf der Seite des Drehers war. Dadurch, dass der Rückdreher aber um 30°, bis 15° nach links der ursprünglichen Windrichtung erfolgte, schlug hier der Vorteil des letzten Winddrehers vor der Luvboje zu Buche. Dies untermauert ein wesentliches strategisches Prinzip beim Regattasegeln: Segle den letzten Schlag zur Luvmarke möglichst in einem Lift.

Dreher und Rückdreher.png

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Feb 2023

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp
Downwindbeginn

Die Frage am Beginn des Downwind

Die 4 strategischen Grundkonzepte des Kreuzens
Januar 2021

  Grundsätzlich kann man vier verschiedene strategische Grundkonzepte der Kurswahl für die Kreuz unterscheiden. Diese sind „die bevorzugte Seite“, „der Anliegerschlag“, „durch die Mitte“ und der  „Z-Kurs“ (s. Abb.). Alle diese gewählten Grundkonzepte haben ohne Winddreher bei konstantem Wind und ohne Strömungsunterschiede gleiche Segelstrecken, sind also abgesehen von eventuellen Wendeverlusten gleichwertig.

Die bevorzugte Seite:

  Dieses Konzept wird absichtlich oder unabsichtlich von Seglern wohl am häufigsten angewendet. Eine Seite der Kreuz ist, aus welchen Gründen auch immer, bevorzugt. Es kann dort mehr Wind herrschen oder weniger Welle sein. Eventuell ist dort kein Gegenstrom oder sogar Schiebestrom zu erwarten und schließlich gibt es auch eine häufig zu hörende Empfehlung, die besagt: ist auf einer Seite der Kreuz Land, dann segle dorthin.

Der Anlieger:

  Dies ist das radikalste Konzept, mit dem höchsten Risiko, aber eben manchmal auch den höchsten Gewinnchancen. Es hat den Vorteil, dass man nur eine Wende segeln muss und daher kaum Wendeverluste hat. Anfängern und Seglern in langsamen Bootsklassen ist von diesem Konzept eigentlich bei 99% aller Kreuzen abzuraten, es birgt zu viel Verlustrisiko.

Durch die Mitte:

  Dieses Konzept ist das Sicherheitspaket. Aus der Mitte heraus kommt man überall schnell hin, wo sich Vorteile bieten. Man kann von jedem Winddreher profitieren. Der Nachteil ist der relativ hohe Wendeverlust. Mit diesem Konzept wird man seltener grandiose Laufsiege herausfahren, aber öfter Serien gewinnen. Da man in der Regel zu Beginn der Kreuz längere Schläge segelt als kurz vor der Luvtonne, wird dieses Konzept auch häufig das "Tannenbaumkonzept" genannt.

Z-Kurs:

  Der Z-Kurs ist der ideale Kurs, wenn man nicht so recht weiß, was man tun soll. Erst einmal starten und schauen, was passiert, dann bald umlegen und lang durch die Mitte segeln, sodass man den Anlieger zur Luvboje etwa in seinem letzten Drittel erreicht. Mit dieser Strategie hat man viele Optionen für Reaktionen und wenig Manöververluste und bleibt dabei nah an der Kursachse.

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Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Jan 2021

Geometrische Strategie Up and Down
Die Unterschiede in der geometrischen Strategie und Taktik auf Upwind- bzw. Downwindkurs
20.6.23

In der folgenden Übersicht sind die Unterschiede bezüglich der geometrischen Strategie zwischen dem Upwind und dem Downwindkurs nach den in der mittleren Spalte genannten Kriterien zusammengestellt.

 

Vergleich Upwind Downwind geometrische Strategie.jpg
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Unterschiede bezl. Speed und Taktik auf Up- und Downwind
Oktober 23
Streckbug - Holebug

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, März2021

Screenshot 2023-10-18 180330.png
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Risikozonen
Risikozonen
April 2021

Auf einem Kreuzkurs kann man in Abhängigkeit von der Größe und dem zeitlichen Muster der Winddreher gewisse Risikozonen definieren. In sie hinein zu segeln birgt unterschiedliche Risiken, aber natürlich auch Chancen. Mit den konzentrischen Kreisen um die Luvtonne kann die Annäherung dorthin sehr gut sichtbar gemacht werden.

Die obere 1. Abbildung zeigt die Situation für eine exakt gelegte Kreuz, also mit der Schiefe 0°. Das Risiko ist gering, bis man die Luvtonne auf 60° peilt. Man erkennt, dass im grünen Bereich fast 200m Annäherung an die Luvtonne gutgemacht werden (DMG=Distance made good). Im orangen Bereich mit mittlerem Risiko, bis zur 75°-Peilung ist die DMG nicht einmal mehr 100m; im roten Hochrisikobereich  erreicht man nicht einmal mehr die 700m Linie . Das Risiko so weit außerhalb der Mitte der Bahn besteht in einem Linksdreher, den man nicht nützen kann, weil man auf der falschen Seite ist; genauso nützt ein Rechtsdreher nichts, da man durch ihn u.U. Überhöhe bekommt.

 

 

Die untere 2. Abbildung zeigt die Veränderungen der Risikozonen bei einer Schiefe von 10°. Der grüne Bereich ist deutlich größer geworden und die orangen und roten Bereiche sind weiter nach außen geschoben worden. Die große Veränderung ist an den konzentrischen Kreisen zu sehen: man erlangt eine DMG über 300m!! in der grünen Zone mit dem geringsten Risiko. In der orangen Zone macht man im Vergleich zur 1. Abbildung etwa dieselbe DMG, das aber auf kürzerer Strecke. Erst in der roten Zone, der "No-Go-Area" gibt es kaum noch DMG.

Fazit: Die Betrachtung der Risikozonen im Zusammenhang mit der DMG sprechen deutlich dafür, in der Regel (auf jeden Fall bei pendelndem Wind) eine konservative Strategie nahe der Kursmitte zu wählen. Außerdem zeigt Abbildung 2 deutlich, was für die Daumenregel "Streckbugsegeln" spricht.

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Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Apr 2021

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, April 2021

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Zeichnung: Tilo Schnekenburger, April 2021

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Spielfeld und Abseitsfalle

Wer im Spielfeld bleibt, vermeidet die Abseitsfalle

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Im Gegensatz zu fast allen anderen Sportarten verändert sich beim Regattasegeln die Größe und die Form des Spielfeldes. Dies geschieht beim Segelsport durch die ständigen Änderungen der Windrichtung. Gelingt es, sich immer im Spielfeld zu halten, erhält man sich auch alle Optionen, auf dem Weg zur Luvmarke, um von Winddrehern zu profitieren. Günstig ist es also, sich von den Rändern des Spielfeldes (also von den Laylines) fern zu halten, sich eher im Zentrum des Spielfeldes zu halten. In der Nähe der Laylines droht die Gefahr der Abseitsfalle, wenn ein ungünstiger Winddreher einen aus dem Spielfeld hebelt.

Mit dem neuen Feature „Trainer`s Highlights“ von TacticalSailing lässt sich das Problem der Abseitsfalle (s. Geometrie des Regattasegelns S. 185ff) und die Veränderung des Spielfeldes ganz hervorragend visualisieren. Die folgenden Screenshots und die zugehörigen Erklärungen verdeutlichen dies.

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Feature „Trainer`s Highlights“, Menüpunkt Streckbug

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Bei leicht von links kommendem Wind startet Rot auf dem kurzen Bein (Steuerbordschlag), während Grün das lange Bein (Backbordschlag gewählt hat). Beide segeln auf den Spielfeldgrenzen entlang.

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Bei der folgenden Rechtsdrehung des Windes wendet Grün und Rot nützt den Lift, um auf dem Streckbug zu segeln. Wie man sieht ist Rot durch den Rechtsdreher aus dem Spielfeld geraten, während Grün durch den drehenden Wind mitten in das Spielfeld hinein gehebelt wurde.

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Einen folgenden leichten Rückdreher nach links beantworten beide wieder durch eine Wende. Rot kommt dadurch zwar wieder ins Spielfeld, allerdings sehr am linken Rand mit wenig Spielraum. Ein weiterer Linksdreher würde Rot noch weiter an den Rand drängen oder eventuell sogar wieder aus dem Spielfeld hebeln.

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Der kurze Linksdreher endet und der Wind dreht wieder nach rechts. Grün leitet die Wende zum Steuerbordschlag ein. Wie wird Rot reagieren?

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Der Rechtsdreher bringt Grün nach seiner Wende wieder auf einen komfortablen Streckbug mit viel Annäherung. Rot segelt weiter in den Rechtsdreher hinein, um tiefer in das Zentrum des Spielfeldes hinein zu segeln.

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Grün ist kurz vor der Luvmarke und wendet zur (Steuerbordschlag-) Layline, auch um Rot zu kontrollieren. Selbst ein Linksdreher würde Grün jetzt kaum noch schaden. Mit ein wenig Überhöhe könnte er die Luvmarke ohne bedeutenden Verlust gut erreichen.

Tack
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Tack & Attack mit Wegerecht.gif
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Tack & Attack ohne Wegerecht.gif
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Diese Option für das Wegerechtsboot Gelb ist eigentlich nie zu empfehlen, da das Unterwenden ein unnötiges Risiko darstellt. Gelb könnte Rot schließlich durch sein Wegerecht unmittelbar und risikolos zum Wenden zwingen. Es ist kaum eine strategisch-taktische Situation vorstellbar, wo diese Option für das Wegerechtsboot in Frage kommt. Lediglich ein Hindernis (Ufer, Verbotszone o.Ä.), das Rot reklamieren kann, könnte man sich hier vorstellen.

Für das ausweichpflichtige rote Boot ist die Situation eine ganz andere. Der Angriff mit der Leewende kann Gelb zum Wegwenden auf die eventuell ungünstige rechte Bahnseite zwingen oder Gelb zumindest durch die Deflektorwirkung zurückfallen lassen. Dies wird allerdings nur dann gelingen, wenn Rot seinen Bug nach der Leewende knapp vor den von Gelb bekommt und sehr nah an ihn heran kommt.

Die Optionen für das Manöver "Duck" (22.Mai 2021)

Die “Duck” Optionen sind eher defensiv angelegt. Dabei gibt es strategische (Wahl der besseren Seite) ebenso wie taktische (Gegnerkontrolle) Überlegungen, die entweder zur Nachfolgehandlung „Go“ oder zu „Tack“ veranlasst. Zu bedenken ist auf jeden Fall, dass es beim „Duck“-Manöver sowohl zu einer Wegverlängerung wie auch zu einem Verlust an Höhe zum Wind kommt. Allerdings kann ein wenig dieser beiden Nachteile aufgrund einer etwas höheren Geschwindigkeit beim Segeln des tieferen Kurses kompensiert werden; dies gelingt allerdings nur, wenn dieses Manöver technisch sehr sauber gesegelt wird und entsprechend intensiv trainiert wurde.

Duck

Duck & Go

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Duck&Go mit Wegerecht.gif
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Duck & Go

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Duck&Go ohne Wegerecht.gif
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Wenn Rot einen knappen Vorsprung hat und der Steuerbordschlag strategisch eindeutig der besser ist, kann es für Gelb von Vorteil sein, Rot frühzeitig zu signalisieren, dass er durchsegeln darf. Mit  diesem ungewöhnlichen „Duck“ verhindert  Gelb eventuell, unterwendet zu werden, behält freien Wind und damit seine Entscheidungsfreiheit. Allerdings hat er unter Umständen bei einer späteren Begegnung, z. B. bei der Annäherung an die Luvmarke kein Wegerecht mehr. Ein weiterer Grund für dieses Manöver könnte auch darin begründet sein, einen anderen, gefährlicheren Gegner (Grün) kontrollieren zu wollen.

Rot möchte seinen Kurs zur rechten Bahnseite aus strategi-schen Überlegungen fortsetzen.

Gelb ist kein besonders gefährlicher Gegner. Außerdem hat im weiteren Verlauf des Rennens bei einer Wieder-begegnung nach einer Wende Rot den taktischen Vorteil des Wegerechts. Diese Option bietet sich vor allem auch dann an, wenn so ein Großteil des Feldes (Grün) kontrolliert werden kann.

Duck & Tack

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Duck & Tack

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Duck&Tack mit Wegerecht.gif
Duck&Tack ohne Wegerecht.gif
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Duck&Tack ist für Gelb mit Wegerecht sicher eher ungewöhnlich. Wenn aber der Vorsprung für Gelb sehr knapp ist, besteht eine hohe Gefahr für eine gelungene Leewende von Rot, woraus Gelb sich nur durch Weg-wenden und damit Kontrollverlust gegenüber Rot befreien könnte. Gelb sollte früh signalisieren, dass er auf das Wegerecht verzichtet und segelt das „Duck&Tack“ Manöver, um Rot anschließend auf diesem Schlag zu „pinnen“. Diese Option bietet sich eigentlich nur bei der Annäherung an den Anlieger oder an das Ziel gegen einen taktisch sehr gefährlichen Gegner an, den man unbedingt kontrollieren möchte.

Für Rot, als Boot ohne Wegerecht, ist dies völlig anders. In dieser Situation kann Rot durch „Duck&Tack“ das Heft des Handelns gegen Gelb wieder in die Hand bekommen. Wenn er einen entsprechenden Vorsprung hat, aus dem heraus eine Leewende Erfolg verspricht, kann er nur „Duck&Tack“ wählen, sofern er Gelb anschließend kontrollieren will.

Räume stat.-takt. Entscheidungen
Räume strategisch-taktischer Entscheidungen im Regattafeld
September 2021

In der Dokumentation zur "Trainer Toolbox" der Software "Tactical Sailing" von Paul Gerbecks sind auf den Seiten 135ff übersichtlich die Positionen bedeutender strategisch-taktischer Entscheidungen im Regattafeld dargestellt (siehe Zeichnung).

Hier einige Erläuterungen dazu:

Die Darstellung zeigt eine Regattabahn   bei 2 unterschiedlichen Windrichtungen (Wind 0° bzw. Wind 15° von links) mit ihren jeweiligen Spielfeldern. Die Spielfelder sind jeweils durch ihre Lee- bzw. Luv-Anlieger begrenzt. Das "lange Bein" des schiefliegenden  Kurses ist rot hervorgehoben. Elf Punkte innerhalb der Spielfelder sind angegeben, die im Fol-genden näher erläutert werden.

Position 1: Vorstart und Start

Strategisch muss die bessere Bahnseite bezüglich Windstärke, Windrichtung, Wellen, Strömung und Hindernissen be-stimmt werden. Daraus resultiert die Wahl des strategischen Grundkonzepts (Mitte, Seite, Z-Kurs, Anlieger). Außerdem muss bei schief liegender Bahn der Streckbug bestimmt werden.

Um taktisch frühzeitig eine führende Position im Feld einzunehmen, sollte die 1. Wende nach dem Start geplant werden.

Position 4: Streckbug und Windachse

Strategisch ist jetzt wichtig, den Streckbug zu segeln und die Windachse genau zu peilen. Es geht in diesem ersten Drittel des Upwindkurses darum, die geplante Strategie umzusetzen, um alle sich bietenden Vorteile nutzen zu können.

Position 6: Lift und Header

Strategisch betrachtet bieten Lift und Header die besten Chancen, um Strec-kenverkürzungen herbei zu führen. Dabei müssen die Gefahren der Streckbugfalle bzw. der Abseitsfalle beachtet werden.

Taktisch gesehen ist eine gepinnte Posi-tion die größte Gefahr, wenn man wegen naher Gegner, auf Lifts oder Header nicht mehr reagieren kann.

Entscheidungspositionen Trainer Toolbox.

Abbildung aus: Dokumentation zur Trainer Toolbox - Tactical Sailing, S. 115ff

Position 2: Pinnend und Commity Boat

Strategisch wird hier die bevorzugte Seite der Startlinie bestimmt. Taktisch gesehen ist es wichtig, bestimmte Gegner schon vom Start an im Auge zu behalten und u.U. in ihrer Nähe zu starten.

Position 3: Countdown

Strategisch wird man versuchen, einen Nullstart zu realisieren. Dazu muss die Zeit exakt genommen werden und mittels einer Peilung über Startmast und Pinnend zu einer Landmarke, der Abstand zur Linie genauestens gepeilt werden.

Taktisch steht vor allen Dingen die Herstellung einer Lücke nach Lee beim Start im Vordergrund, um schnell und ungehindert beschleunigen zu können.

Position 5: Switchpoint und Risikozonen

Aus strategischer Sicht ist die Lage des Switchpoints von besonderer Bedeutung, dahinter beginnen die Zonen erhöhten Risikos. Fast jeder jenseits des Switchpoints erfolgende Header, sollte aus strategischen Gründen mit einer Wende auf den neuen Streckbug beantwortet werden. Lifts jenseits des Switchpoints führen u.U. in die Streckbugfalle bzw. Außen-banane.

Taktisch sollte man das Risikoverhalten der wichtigen Kon-kurrenz in diesem Raum um den Switchpoint genau beob-achten und gegebenenfalls darauf reagieren.

Position 7: Spielfeld (Kreuzdiamant)

Die Entwicklung der Form des eigenen Spielfeldes zu beobachten, ist strategisch gesehen besonders wichtig, da ein schmales, lang gestrecktes Spielfeld kaum noch Möglichkeiten zur Reaktion bietet, um auf Winddrehungen gewinn-bringend zu reagieren.

Position 8: Querabstand und Hebel

Querabstand und Hebel sind die typischen taktischen Waffen, um als Verfolger anzugreifen. Der Führende dagegen sollte Querabstände und Hebel seiner Verfolger möglichst klein halten, um seine Position zu verteidigen.

Position 9: Cross, Tack or Duck und Abkassieren

Immer wieder kommen auf der Kreuz "Cross, Tack or Duck" Entscheidungen auf den Segler zu. Strategisch kommt es darauf an, die eigene Strategie nicht unbedacht wegen einer solchen Situation aufzugeben. 

Taktisch kann es nach einer erfolgreichen Hebelsituation sinnvoll sein, den Gewinn durch ein Crossmanöver zu realisieren und diesen Vorteil quasi "einzufahren".

Position 10: Currywende

Ein typisches taktisches Mittel eines führenden Bootes ist nach der Rundung der Leema-rke, sich durch eine frühe Wende zwischen die später rundenden Gegner und die nächste Marke zu legen, also eine sog. Currywende zu machen.

Position 11: Wegerecht und Abdeckung

Im letzten Drittel einer Kreuz muss die Annäherung an die Luvmarke vor allem taktisch geplant werden. Da die Boote wieder näher zusammenrücken, müssen Abdeckungsräume gemieden werden, die Layline darf, sowohl aus strategischen wie auch aus taktischen Gründen, nicht zu früh angesegelt werden. Der letzte Dreher vor der Luvmarke muss wie ein permanenter Dreher angesegelt werden.

Streckbug und Switchpoint
Streckbug und Switchpoint

"Segle das lange Bein zuerst" - diese Daumenregel zum Streckbugsegeln kennt bestimmt jeder Regattasegler bereits aus seinen ersten Anfängen. Es ist scheinbar eine der einfachsten strategischen Regeln, deren Befolgung laut etlicher Taktikbücher mehr Chancen eröffnen soll, als wenn man den kurzen Holebug zuerst segelt.

Ganz so einfach, wie viele glauben ist die Sache mit dem Streckbug allerdings nicht, es lohnt sich, die geometrischen Zusammenhänge doch einmal etwas genauer zu betrachten.

  In der Zeichnung rechts ist eine 1000m (10cm) lange Kreuz dargestellt. Der Wind kommt 15° von links, wodurch der Steuerbordbug zum "langen Bein" wird. Diese "lange Bein" von 866m Länge wird meistens mit dem Streckbug gleichgesetzt. Diese Annahme ist allerdings falsch!

  Der Streckbug ist definitionsgemäß  der Amwindschlag, der einen näher zur Tonne bringt als der andere Amwindschlag. Daher endet der Streckbug am sogenannten Switchpoint. An dieser Stelle "switcht" der Streckbug zum Holebug, da die Peilung von der Kurslinie zur Luvtonne am Switchpoint dem Amwindwinkel (hier 45°) entspricht und beim Weitersegeln immer weiter anwächst. Der Switchpoint liegt auf der Windachse, also direkt in Lee der Luvtonne. Vom Switchpoint aus hat man ein gleichschenkliges Dreieck (Switchpoint-Anliegerwende-Luvtonne) und damit keinen schiefen Kurs mehr vor sich. Die sehr gute Annäherung (DMG) auf dem Streckbug ist durch die konzentrischen Kreise deutlich sichtbar. Auf 365m Streckbug nähert man sich der Luvtonne fast 300m weit an. Auf dem folgenden Holebugteil des "langen Beins" würde man auf 501m nur gerade mal noch 200m Annäherung gut machen.

Die Daumenregel sollte also besser lauten:

Segle zuerst auf dem "langen Bein" bis zum Switchpoint.

(Video)

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, März 2017

Kein Platz mehr an der Linie

Plötzlich ist kein Platz mehr an der Startlinie

Jeder Regattasegler kennt das Problem: die Startlinie liegt korrekt, im 90°-Winkel zum Wind. Die Segler stehen aufgereiht mit Wind von Steuerbord nahe an der Linie, jeder hat genügend Platz, die letzte Minute bricht an und dann dreht der Wind unvermittelt um 10° nach links. Es wird eng und hektisch, der vorher enge, aber ausreichende Platz für einen guten Start schwindet. Berührungen drohen, Starter in Lee schieben vor und könnten die sichere Leestellung einnehmen. Der gute Start ist in Gefahr. Wieso gibt es plötzlich zu wenig Platz an der Linie? Wie sieht diese Situation eigentlich geometrisch aus? Dies lässt sich an den beiden Zeichnungen sehr gut ablesen.

Die beiden Zeichnungen zeigen einen 12 m breiten Ausschnitt einer Startlinie (rot). Im linken Bild kommt der Wind (grün) aus 0°, also senkrecht zur Startlinie. Auf den 12 Metern könnten in vier ca. 2 m breiten Korridoren beispielsweise vier 470er-Jollen (Breite 1,68 m) nebeneinander starten. Dabei stehen aufgrund des Amwindwinkels von 45° jedem Starter 2,83 m der Startlinie zur Verfügung.

Im rechten Bild hat der Wind 10° nach links gedreht; alle Starter müssen die Linie in einem wesentlich spitzen Winkel überqueren. Daher nimmt jeder einzelne jetzt einen Abschnitt von ca. 3,5 m der Startlinie in Anspruch. Dies bedeutet, dass auf den 12 m Startlinie nur noch drei Boote Platz finden (3 mal 3,5 m=10,5 m), einer der vorher vier aussichtsreichen Starter wird eine böse Überraschung erleben und einen schlechten Start erleben.

Hochgerechnet auf eine 200m lange Startlinie bedeutet dies:

 Bei einer ideal liegenden Startlinie finden ca. (200: 2,83=)  70 Starter einen 2m breiten Korridor für einen erfolgversprechenden Start. Kommt der Wind aber um 10° von links auf die Linie, passen auf die 200m lange Startlinie nur noch (200:3,5=) 57 Starter. Für 13 Boote (~18%) der (Backbord-)Starter gibt es also gar keinen Platz mehr. In umgekehrter Weise verbessert sich natürlich für Starter auf dem Steuerbordbug die Situation, sie bekommen durch den Linksdreher mehr Raum auf der Startlinie. Dies gilt es natürlich zu nutzen, sofern die Wegerechtssituation es möglich macht und der strategische Plan es nicht ausschließt, zur rechten Bahnseite zu segeln.

Auch den Wettfahrtleitungen kann man nur nahelegen, sich dieser schwierigen Situation für die Segler bewusst zu sein und entsprechende  Vorkehrungen zu treffen (Linie mit Reservelänge, Beobachtung des Windverhaltens, in krassen Fällen Neustart, usw.)

Platz an der Startlinie 90° Wind.jpg
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Nov 2022

Platz an der Starlinie 10°.png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Nov 2022

Neutralisieren sich eigentlich ein Links- und ein Rechtsdreher?

Links- Rechtsdreher

Eine der Fragen, die unter Regattaseglern immer wieder einmal diskutiert wird, ist, ob sich im Lauf einer Kreuz zwei Winddreher um den gleichen Betrag nach links bzw. rechts um die mittlere Windrichtung eigentlich gegenseitig neutralisieren.

Eine geometrische Betrachtung ist bestens geeignet, diese Frage zu beantworten.

In der Zeichnung sieht man eine Situation, in der zwei Segler (Blau und Grün) an einer neutral zur herrschenden Windrichtung liegenden beispielsweise 200m langen Startlinie (2m) links bzw. rechts auf Steuerbordbug starten. Grün erreicht nach 350m den Rechtsdreher (15°) und wendet. Blau bekommt den Dreher etwas später, da er den längeren Weg hatte und wendet dann ebenfalls.

Beide nehmen den Dreher mit, bis sie vom gegenläufigen Winddreher, der dann 15° von links der mittleren Windrichtung kommt, erreicht werden. Diesen Wind kann Blau 370m weit bis zum Anlieger nutzen, während Grün diesen Dreher nur 280m bis zum Anlieger nutzen kann.

Addiert man alle Streckenabschnitte, erkennt man, dass Grün 1362m weit zu segeln hatte, während Blau nur 1315m weit zur Luvmarke unterwegs war. Blau hat aus geometrischen Gründen also ca. 10 Bootslängen Vorsprung (Laser oder 470) gegenüber Grün.

Warum ist das so? Wäre der Rückdreher nur bis zur ursprünglichen neutralen Windrichtung erfolgt, hätte Grün die Luvboje zuerst erreicht, da er auf der Seite des Drehers war. Dadurch, dass der Rückdreher aber um 30°, bis 15° nach links der ursprünglichen Windrichtung erfolgte, schlug hier der Vorteil des letzten Winddrehers vor der Luvboje zu Buche. Dies untermauert ein wesentliches strategisches Prinzip beim Regattasegeln: Segle den letzten Schlag zur Luvmarke möglichst in einem Lift.

Dreher und Rückdreher.png

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Feb 2023

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp
Downwindbeginn

Die Frage am Beginn des Downwind

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