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Beiträge zur

Strategie und Taktik

Geometrie der Downwindstrategie für den 49er

Downwindstrategie 49er

Der Downwindkurs im Segelsport hat durch verschiedene Entwicklungen der letzten Jahre in der Bootstechnik ebenso wie in der Wettkampfstruktur deutlich an Bedeutung für den Regattaerfolg hinzu gewonnen, vor allem, weil durch die modernen Boots-, Rigg-  und Segelformen die Geschwindigkeiten teils massiv erhöht wurden, aber auch weil die Regattabahnen heute bedeutend höhere Downwindanteile enthalten als früher.

Um eine Strategie für den Downwind des 49ers zu entwerfen, benötigt man sein Polardiagramm, aus dem man den optimalen Downwindwinkel für die unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten ablesen kann.

Im Polardiagramm von "Tactical Sailing" rechts kann man erkennen, dass die höchsten Geschwindigkeiten nach Lee mit einem 49er bei 25 kn bei einem Downwindwinkel zum Wind von 160 bzw. 200 Grad liegen, also 20° links bzw. rechts der direkten Downwindrichtung.

- Bei 20 kn sind es 150 bzw. 210°,

- bei 15 und 10 kn sind es 140 bzw. 220°

- und bei 5 kn sind es 130 bzw. 230°.

Polardiagramm 49er_all_kn_01.png

Beobachtungen im Polardiagramm:

- Je stärker der Wind, desto tiefer verläuft der optimale Downwindkurs.

- Bis ca. 15 kn Wind ist die Bootsspeed höher als die Windgeschwindigkeit.

_ Zwischen 10 und 15 kn Wind ist der optimale Downwindkurs im gleichen Winkel (140 bzw. 220°).

- Alle Speedspitzen nach Lee zeigen, dass die Bootsspeed bei geringsten Abweichungen vom idealen Winkel sehr schnell erheblich kleiner wird. Mit zunehmender Windgeschwindigkeit wird das immer bedeutender.

Mit Hilfe dieser Daten lassen sich die geometrischen Verhältnisse auf dem Downwindkurs bei unterschiedlichen Windbedingungen konstruieren, so dass man Bereiche hohen Risikos erkennt und meiden kann und einen strategisch chancenreichen und Erfolg versprechenden Kurs wählt. In den beiden folgenden Zeichnungen sind  die Bedingungen für 5 kn und für 25 kn dargestellt. Dabei kommt der Wind jeweils 8° von links und die Bahnlänge von Lee nach Luv beträgt 1000m.

Bei 5 kn Wind ist die Downwindstrecke 1532m, das Spielfeld beträgt 56,97, am Switchpoint hat man sich der Leemarke bis auf 867 m genähert,  der Switchpoint ist nach 183 m erreicht, nach weiteren 174 m endet der sichere grüne Sektor, am Beginn des gelben Risikosektors ist man 237 m von der Bahnachse entfernt und nach 858 m beginnt die NO Go Area.

Downwindstrategie 49er 5 kn.png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger März 2025

Bei 25 kn Wind ist die Downwindstrecke 1051m, das Spielfeld beträgt 15,02, am Switchpoint hat man sich der Leemarke bis auf 600 m genähert,  der Switchpoint ist nach  412 m erreicht, nach weiteren 208 m endet der sichere grüne Sektor, der gelbe Risikosektors ist nicht mehr da.  Am Ende des grünen Sektors ist die Bahnachsengap 127m, danach beginnt sofort die High Risk bzw. die No Go Area.

Downwindstrategie 49er 25 kn.png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Zeichnung: Tilo Schnekenburger März 2025

In der Tabelle sind alle relevanten Werte für die 5 Windstärkenbereiche zusammengestellt, insbesondere auch die Segelzeiten auf den einzelnen Kursabschnitten. Damit können sich die 49er-SeglerInnen ihre ganz spezifische Downwindstrategie selbst zurechtlegen.

Polardiagramm 49er Vergleichswerte Downwindstrategie neu.png
Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Tabelle: Tilo Schnekenburger März 2025

Feststellungen aus den Berechnungen in der Tabelle

- Das Spielfeld auf Downwind wird bei stärkerem Wind immer kleiner. Bei 25 kn ist es nur noch gut ein Viertel des Wertes bei 5 kn.

- Die Segelstrecke auf Downwind reduziert sich bei zunehmendem Wind deutlich. Bei 25 kn ist sie um ein Drittel kürzer als bei 5 kn.

- Dies bedeutet auch, dass man bei 25 kn Wind den Downwind fünfmal schneller segelt als bei 5 kn.

- Die Strecke bis zum Switchpoint beträgt bei 5 kn nur 183m, bei 25 kn dagegen 412m.

- Bis zum Switchpoint erreicht man bei 5 kn nur die Leeleiter 867m, während man bei 25 kn dort schon die 600m Leeleiter erreicht.

- Im sicheren Sektor segelt man bei 5 kn 174m in 56,4 Sekunden, bei 25 kn segelt man dagegen 208m in gerade mal 19,3 Sekunden.

- Die Gap zur Bahnachse am Ende des sicheren Sektors beträgt bei 5 kn 237m, bei 25 kn dagegen nur 127 m.

- Die Halsenwinkel bei 5 kn beträgt 100°, bei 25 kn beträgt er nur 40°.

Daumenregeln für den Downwind mit dem 49er

- Segle sofort nach der Luvmarkenrundung auf dem Streckbug in die Richtung Switchpoint.

Halte den optimalen Downwindwinkel möglichst exakt ein.

Halse nach dem Switchpoint sehr bald wieder auf den Streckbug.

Meide auf jeden Fall die High Risk und die No Go Area.

Je stärker der Wind, desto kleiner sollte die Bahnachsengap sein.

Winddreher werden wichtiger, je stärker der Wind ist, da man kürzere Zeit auf dem Downwind ist.

Gegnerische Windabdeckungen kommen aus der Richtung des scheinbaren Windes (s. Geometrie d. Regattaegelns S.225).

Der Downwindbeginn

Downwindbeginn bei Wind von Links.png

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Apr 2023

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp

Kurz vor der Luvmarke sollte sich jeder Segler die Frage stellen, ob man nach der Rundung auf den Downwindkurs einfach abfällt oder sofort nach dem Abfallen halsen sollte. Diese Frage ist natürlich von den nahen Gegnern abhängig, also taktisch zu beantworten, andererseits ist aber der strategische Aspekt besonders wichtig. Die  Vorteile der strategischen Lösung möchte ich mit den beiden Zeichnungen zeigen.

Die Zeichnung links zeigt die Situation des Seglers "Blau"  nach der Rundung der Luv-boje. Der Wind kommt 10° von links der roten Bahnachse. Wenn "Blau" dem dick gezeich-neten Kurs zum Switchpoint folgt und nur abfällt, hat er nach 500m mehr als eine Leeleiterstufe (des neutralen Windes) und über 100m Vorsprung in der Annäherung zur Leeboje gegenüber der gestrichelten Linie mit Halse gewonnen.

Die rechte Zeichnung zeigt dieselbe Situation für "Blau" bei einer Windrichtung 10° rechts zur Bahnachse. Weil "Blau" sofort nach der Rundung gehalst hat, hat er mehr als eine Leeleiterstufe (des neutralen Windes) und über 200m Vorsprung bei der Annäherung zur Leemarke gegenüber dem gestrichelten Kurs gewonnen.

Es lohnt sich also offensichtlich, vor der Bojenrundung die Windrichtung genau zu beachten, in Richtung des Switchpoints zu segeln und nicht ausschließlich nach den Positionen zu den Gegnern den Downwind-kurs zu wählen. Außerdem muss für diesen Fall natürlich der sog. "Jibeset"  im Zusammenhang mit der Luvbojen-Rundung ausreichend trainiert sein.

(Zugrunde liegt der Zeichnung ein Boot mit dem optimalen Downwindwinkel von 45°)

Downwindbeginn bei Wind von Rechts.png

Zeichnung: Tilo Schnekenburger, Apr 2023

Boot_Die_Geometrie_des_Regattasegelns.jp
Cross - Tack or Duck
Die Backbord - Steuerbord Begegnung auf der Kreuz
(Mai/Juni 2021)

Bei oberflächlicher Betrachtung scheint das Zusammentreffen zweier Segler mit Wind von verschiedenen Seiten auf der Kreuz sehr einfach – der Segler mit Wind von Steuerbord hat das Wegerecht, der mit Wind von Backbord muss ausweichen.

Und so wie im Bild rechts geht es natürlich nicht.

Cross & Tack or Duck - so nicht.gif

Im Jargon der Regattasegler wird hier von der „Cross – Tack – or Duck“ Entscheidung gesprochen. Beide Segler haben je nach gegenseitiger Lage drei Optionen: Erstens Cross, also den Kurs des anderen vor dessen Bug zu queren, zweitens Tack, sich durch eine Wende in Lee oder Luv seitlich oder vor den anderen zu legen und drittens Duck, also hinter dem Heck des anderen dessen Kurs zu queren.

 

Der Segler mit Steuerbordwind hat dabei zunächst einmal den Vorteil des Wegerechts und kann deshalb den Segler mit Backbordwind zum Ausweichen zwingen.  Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man meinen, dass mit der Lösung der Wegerechtssituation das Problem erledigt sei. Der Segler mit Backbordwind scheint also mehr oder weniger abhängig von der Entscheidung des Wegerechtseglers zu sein. Dieser kann daher auf seinem Wegerecht bestehen und den Segler mit Backbordwind zum Ausweichen, also zum Wegwenden (Tack) oder um das Heck herum zum Abfallen (Duck), zwingen.

Allerdings ist dies eine Situation, die kein ambitionierter Regattasegler akzeptiert, jeder will das Heft des Handelns immer selbst in der Hand behalten. Für den strategisch-taktisch denkenden Regattasegler ist „Cross – Tack – or Duck“ eine hochkomplexe Entscheidungssituation. Der Blick auf die Lösung der Wegerechtslage ist dabei eigentlich sekundär. Wesentlich wichtiger ist der Blick auf die strategisch-taktische Situation nach der Lösung der Wegerechtssituation, also die Positionen auf der Regattabahn, bzw. im Vergleich zu nahen und fernen Gegnern .

Für eine erfolgreiche Lösung dieser „Cross – Tack or Duck“ Situation müssen sich also beide Segler vor einer Entscheidung zunächst 3 Fragen stellen:

  1. Die strategische Frage: Bin ich auf dem strategisch richtigen Schlag, also auf Streckbug bzw. Lift (und damit auf dem Weg zum Header), oder auf dem Weg zur besseren Seite mit mehr Wind, günstiger Strömung oder weniger Welle?

  2. Die großraumtaktische Frage: Wie kontrolliere ich den wichtigsten Teil des gegnerischen Feldes?

  3. Die nahtaktische Frage: Muss der unmittelbare Gegner kontrolliert, bewacht oder gar bekämpft werden, bzw. gibt es weitere nahe Gegner mit Einfluss auf die Entscheidung?

Damit wird deutlich, dass die Situation nicht aus der einfachen Wegerechtsentscheidung besteht, sondern im Zusammenhang mit nachfolgenden Handlungen zu betrachten ist. Der grundsätzliche Unterschied besteht natürlich darin, dass der Backbordsegler ohne Wegerecht besonders vorsichtig agieren muss. Der Steuerbordsegler hat dieses Problem zunächst nicht. Für beide besteht trotzdem in fast gleicher Weise die Kette von Folgeproblemen durch die Entscheidung für die richtige strategisch-taktische Handlung.

Als Kette von Nachfolgehandlungen kommen in der Regel die folgenden 7 Optionen in Betracht:

                            Cross – Go (Kurs queren - weitersegeln)                                                         

                            Cross – Tack & Controll (Kurs queren – wenden & kontrollieren)                     

                            Cross – Tack & Attack (Kurs queren – wenden & angreifen)                           

                            Tack – Go (Wenden – weitersegeln)                                                                 

                            Tack – Attack (Wenden – Angreifen, sog. Leewende)                                      

                            Duck - Go ( Am Heck queren – weitersegeln)                                                  

                            Duck – Tack (Am Heck queren – wenden)                                                       

Die Komplexität des „Cross – Tack – or Duck“ zeigen die folgenden Situationsanalysen. Die Bilder zeigen die Windrichtung immer von oben. Das Boot mit Wegerecht (Steuerbordsegler) ist gelb, das Ausweichpflichtige (Backbordsegler) ist das rote.

Die Optionen für das Manöver "Cross" (8.Mai 2021)

Die Option „Cross“ scheint auf den ersten Blick die Komfortabelste zu sein. Der Segler mit Wind von Steuerbord hat das Wegerecht und kann dieses problemlos wahrnehmen, seinen Kurs zunächst fortsetzen und den Triumph auskosten, vor dem anderen zu passieren. Der Backbordsegler hat es nicht ganz zu komfortabel. Er muss für ein „Cross“ sehr genau aufpassen und dabei Abstände und Geschwindigkeiten exakt abschätzen. Allerdings dürfte sein Triumphgefühl, vor dem Wegerechtssegler dessen Kurs zu kreuzen, noch größer sein. Dafür genügt ihm in der Regel ein kleiner Vorsprung von 1,5 bis 2 Bootslängen. Aber genau dieses Triumphgefühl, dem anderen gezeigt zu haben, dass man vorne liegt, birgt für beide Beteiligten die Gefahr, den Überblick für die Gesamtsituation zu verlieren, die übrigen Gegner aus dem Auge zu verlieren bzw. strategische Notwendigkeiten zu übersehen.

Cross & Go

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Cross & Go mit Wegerecht.gif

Cross & Go

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Cross & Go ohne Wegerecht.gif

Gelb hat Vorsprung und Wegerecht. Er befindet sich auf dem strategisch richtigen Schlag (Streckbug, Lift, auf dem Weg zum Linksdreher, besseren Wind, günstigeren Strom, weniger Welle, …). Er segelt weiter seinen Kurs („Go). Taktisch betrachtet er Rot als wenig gefährlich oder kontrolliert beim Weiter-segeln lieber andere Gegner (Grün).

Rot hat zwar kein Wegerecht, aber genügend Vorsprung für „Cross“ und segelt weiter („Go“), da er sich auf dem strategisch und taktisch besseren Schlag  befindet. Taktisch betrachtet er Gelb als ungefährlichen Gegner bzw. kontrolliert lieber andere Backbordsegler in Lee.

Cross – Tack&Controll

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Cross – Tack&Controll

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Cross & Tack & Go mit Wegerecht.gif
Cross & Tack & Controll ohne Wegerecht.g

Gelb hat Wegerecht und zwingt Rot weg zu wenden. Dann wendet Gelb selbst. Diese Option kommt nur in Frage, wenn der Schlag nach rechts strategisch eindeutig der bessere ist. Rot wird auf die strategisch schlechtere Seite gezwungen und Gelb kann auf der besseren rechten Seite wichtigere Gegner (Grün) kontrollieren.   

Cross – Tack&Attack

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Cross & Tack & Attack mit Wegerecht.gif

Hier hat Rot genügend Vorsprung, quert den Kurs von Gelb und wendet kurz daruf, um Gelb zu kontrollieren, ohne ihn in den Abwind zu nehmen. Hierbei dominiert der taktische Gedanke, einen gefährlichen Gegner unter Kontrolle zu halten. Das ist eine Option, die nur kurz vor der Luvmarke oder gegen Ende einer Wettfahrt genutzt werden sollte, bzw. im mittleren Bahnbereich, wenn es darum geht, die strategisch bessere linke Seite im Regattafeld zu verteidigen.

Cross – Tack&Attack

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Cross & Tack & Attack ohne Wegerecht.gif

Gelb hat Wegerecht und Vorsprung, quert vor dem Bug von Rot, der seinen Kurs fortsetzt. Dann wendet Gelb so, dass er Rot in den Abwind nimmt. Diese Option kommt in Frage, wenn Rot ein gefährlicher Gegner ist, den man mit den Abwinden stören will, bzw. wenn der Schlag zur rechten Seite der strategisch bessere ist. Damit können dann auch weitere Gegner (Grün), die zur besseren rechten Seite segeln, kontrolliert werden.

Rot, ohne Wegerecht, hat genügend Vorsprung, quert den Kurs von Gelb. Dann wendet Rot sofort, um Gelb auf der besseren linken Seite zu kontrollieren, ihn in Abwinde zu nehmen und ihn eventuell zum Wegwenden auf den strategisch ungünstigeren Schlag nach rechts zu veranlassen. Dies ist eine sehr aggressive Variante gegen einen einzelnen Gegner, bei der man allzu leicht andere Gegner (Grün) und strategische Belange aus dem Auge verliert.

Die Optionen für das Manöver "Tack" (15.Mai 2021)

“Tack” ist die Option, bei der die Wegerechtssituation bewusst gemieden wird. Für beide beteiligte Boote gibt es jeweils eine aggressive, taktisch motivierte Variante („Attack“) und eine eher strategisch ausgerichtete („Go“) Variante.

Tack & Go

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Tack & Go mit Wegerecht.gif

Tack & Go

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Tack & Go ohne Wegerecht.gif

Gelb hätte eigentlich Wegerecht, verzichtet aber darauf, dies wahrzunehmen. Stattdessen wendet Gelb frühzeitig auf den Backbordschlag, um genügend Raum  für ein späteres Zurückwenden zu bekommen. Beim Erreichen des Anliegers kann Gelb wenden, und Rot dann zum Aus-weichen zwingen. Strategisch könnte der Backbordschlag natürlich auch der Weg zur besseren Seite sein und eine frühe Wende eröffnet Gelb den Weg dorthin ohne störende Abwinde in Lee voraus von Rot.

Tack & Attack

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Tack & Attack mit Wegerecht.gif

Diese Option für das Wegerechtsboot Gelb ist eigentlich nie zu empfehlen, da das Unterwenden ein unnötiges Risiko darstellt. Gelb könnte Rot schließlich durch sein Wegerecht unmittelbar und risikolos zum Wenden zwingen. Es ist kaum eine strategisch-taktische Situation vorstellbar, wo diese Option für das Wegerechtsboot in Frage kommt. Lediglich ein Hindernis (Ufer, Verbotszone o.Ä.), das Rot reklamieren kann, könnte man sich hier vorstellen.

Rot meidet durch seine Wende die Wegerechtssituation mit Gelb, da er vermutet, dass der Schlag auf die linke Bahnseite strategisch der bessere ist. Allerdings begibt er sich in eine „gepinnte“ Position, da er nicht zurückwenden kann, bevor ihm Gelb den Weg nicht durch ein Wegwenden wieder freigibt.

Tack & Attack

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Tack & Attack ohne Wegerecht.gif

Für das ausweichpflichtige rote Boot ist die Situation eine ganz andere. Der Angriff mit der Leewende kann Gelb zum Wegwenden auf die eventuell ungünstige rechte Bahnseite zwingen oder Gelb zumindest durch die Deflektorwirkung zurückfallen lassen. Dies wird allerdings nur dann gelingen, wenn Rot seinen Bug nach der Leewende knapp vor den von Gelb bekommt und sehr nah an ihn heran kommt.

Die Optionen für das Manöver "Duck" (22.Mai 2021)

Die “Duck” Optionen sind eher defensiv angelegt. Dabei gibt es strategische (Wahl der besseren Seite) ebenso wie taktische (Gegnerkontrolle) Überlegungen, die entweder zur Nachfolgehandlung „Go“ oder zu „Tack“ veranlasst. Zu bedenken ist auf jeden Fall, dass es beim „Duck“-Manöver sowohl zu einer Wegverlängerung wie auch zu einem Verlust an Höhe zum Wind kommt. Allerdings kann ein wenig dieser beiden Nachteile aufgrund einer etwas höheren Geschwindigkeit beim Segeln des tieferen Kurses kompensiert werden; dies gelingt allerdings nur, wenn dieses Manöver technisch sehr sauber gesegelt wird und entsprechend intensiv trainiert wurde.

Duck & Go

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Duck & Go

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Duck&Go mit Wegerecht.gif
Duck&Go ohne Wegerecht.gif

Wenn Rot einen knappen Vorsprung hat und der Steuerbordschlag strategisch eindeutig der besser ist, kann es für Gelb von Vorteil sein, Rot frühzeitig zu signalisieren, dass er durchsegeln darf. Mit  diesem ungewöhnlichen „Duck“ verhindert  Gelb eventuell, unterwendet zu werden, behält freien Wind und damit seine Entscheidungsfreiheit. Allerdings hat er unter Umständen bei einer späteren Begegnung, z. B. bei der Annäherung an die Luvmarke kein Wegerecht mehr. Ein weiterer Grund für dieses Manöver könnte auch darin begründet sein, einen anderen, gefährlicheren Gegner (Grün) kontrollieren zu wollen.

Rot möchte seinen Kurs zur rechten Bahnseite aus strategi-schen Überlegungen fortsetzen.

Gelb ist kein besonders gefährlicher Gegner. Außerdem hat im weiteren Verlauf des Rennens bei einer Wieder-begegnung nach einer Wende Rot den taktischen Vorteil des Wegerechts. Diese Option bietet sich vor allem auch dann an, wenn so ein Großteil des Feldes (Grün) kontrolliert werden kann.

Duck & Tack

Steuerbordsegler

Optionen mit Wegerecht

Duck & Tack

Backbordsegler

Optionen ohne Wegerecht

Duck&Tack mit Wegerecht.gif
Duck&Tack ohne Wegerecht.gif

Duck&Tack ist für Gelb mit Wegerecht sicher eher ungewöhnlich. Wenn aber der Vorsprung für Gelb sehr knapp ist, besteht eine hohe Gefahr für eine gelungene Leewende von Rot, woraus Gelb sich nur durch Weg-wenden und damit Kontrollverlust gegenüber Rot befreien könnte. Gelb sollte früh signalisieren, dass er auf das Wegerecht verzichtet und segelt das „Duck&Tack“ Manöver, um Rot anschließend auf diesem Schlag zu „pinnen“. Diese Option bietet sich eigentlich nur bei der Annäherung an den Anlieger oder an das Ziel gegen einen taktisch sehr gefährlichen Gegner an, den man unbedingt kontrollieren möchte.

Für Rot, als Boot ohne Wegerecht, ist dies völlig anders. In dieser Situation kann Rot durch „Duck&Tack“ das Heft des Handelns gegen Gelb wieder in die Hand bekommen. Wenn er einen entsprechenden Vorsprung hat, aus dem heraus eine Leewende Erfolg verspricht, kann er nur „Duck&Tack“ wählen, sofern er Gelb anschließend kontrollieren will.

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