
geometrische Erklärungen und Überlegungen zur

Zuletzt bearbeitet:18.3.2025
Beiträge zur
Strategie und Taktik
Geometrie der Downwindstrategie für den 49er
Der Downwindkurs im Segelsport hat durch verschiedene Entwicklungen der letzten Jahre in der Bootstechnik ebenso wie in der Wettkampfstruktur deutlich an Bedeutung für den Regattaerfolg hinzu gewonnen, vor allem, weil durch die modernen Boots-, Rigg- und Segelformen die Geschwindigkeiten teils massiv erhöht wurden, aber auch weil die Regattabahnen heute bedeutend höhere Downwindanteile enthalten als früher.
Um eine Strategie für den Downwind des 49ers zu entwerfen, benötigt man sein Polardiagramm, aus dem man den optimalen Downwindwinkel für die unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten ablesen kann.
Im Polardiagramm von "Tactical Sailing" rechts kann man erkennen, dass die höchsten Geschwindigkeiten nach Lee mit einem 49er bei 25 kn bei einem Downwindwinkel zum Wind von 160 bzw. 200 Grad liegen, also 20° links bzw. rechts der direkten Downwindrichtung.
- Bei 20 kn sind es 150 bzw. 210°,
- bei 15 und 10 kn sind es 140 bzw. 220°
- und bei 5 kn sind es 130 bzw. 230°.

Beobachtungen im Polardiagramm:
- Je stärker der Wind, desto tiefer verläuft der optimale Downwindkurs.
- Bis ca. 15 kn Wind ist die Bootsspeed höher als die Windgeschwindigkeit.
_ Zwischen 10 und 15 kn Wind ist der optimale Downwindkurs im gleichen Winkel (140 bzw. 220°).
- Alle Speedspitzen nach Lee zeigen, dass die Bootsspeed bei geringsten Abweichungen vom idealen Winkel sehr schnell erheblich kleiner wird. Mit zunehmender Windgeschwindigkeit wird das immer bedeutender.
Mit Hilfe dieser Daten lassen sich die geometrischen Verhältnisse auf dem Downwindkurs bei unterschiedlichen Windbedingungen konstruieren, so dass man Bereiche hohen Risikos erkennt und meiden kann und einen strategisch chancenreichen und Erfolg versprechenden Kurs wählt. In den beiden folgenden Zeichnungen sind die Bedingungen für 5 kn und für 25 kn dargestellt. Dabei kommt der Wind jeweils 8° von links und die Bahnlänge von Lee nach Luv beträgt 1000m.
Bei 5 kn Wind ist die Downwindstrecke 1532m, das Spielfeld beträgt 56,97, am Switchpoint hat man sich der Leemarke bis auf 867 m genähert, der Switchpoint ist nach 183 m erreicht, nach weiteren 174 m endet der sichere grüne Sektor, am Beginn des gelben Risikosektors ist man 237 m von der Bahnachse entfernt und nach 858 m beginnt die NO Go Area.


Zeichnung: Tilo Schnekenburger März 2025
Bei 25 kn Wind ist die Downwindstrecke 1051m, das Spielfeld beträgt 15,02, am Switchpoint hat man sich der Leemarke bis auf 600 m genähert, der Switchpoint ist nach 412 m erreicht, nach weiteren 208 m endet der sichere grüne Sektor, der gelbe Risikosektors ist nicht mehr da. Am Ende des grünen Sektors ist die Bahnachsengap 127m, danach beginnt sofort die High Risk bzw. die No Go Area.


Zeichnung: Tilo Schnekenburger März 2025
In der Tabelle sind alle relevanten Werte für die 5 Windstärkenbereiche zusammengestellt, insbesondere auch die Segelzeiten auf den einzelnen Kursabschnitten. Damit können sich die 49er-SeglerInnen ihre ganz spezifische Downwindstrategie selbst zurechtlegen.


Tabelle: Tilo Schnekenburger März 2025
Feststellungen aus den Berechnungen in der Tabelle
- Das Spielfeld auf Downwind wird bei stärkerem Wind immer kleiner. Bei 25 kn ist es nur noch gut ein Viertel des Wertes bei 5 kn.
- Die Segelstrecke auf Downwind reduziert sich bei zunehmendem Wind deutlich. Bei 25 kn ist sie um ein Drittel kürzer als bei 5 kn.
- Dies bedeutet auch, dass man bei 25 kn Wind den Downwind fünfmal schneller segelt als bei 5 kn.
- Die Strecke bis zum Switchpoint beträgt bei 5 kn nur 183m, bei 25 kn dagegen 412m.
- Bis zum Switchpoint erreicht man bei 5 kn nur die Leeleiter 867m, während man bei 25 kn dort schon die 600m Leeleiter erreicht.
- Im sicheren Sektor segelt man bei 5 kn 174m in 56,4 Sekunden, bei 25 kn segelt man dagegen 208m in gerade mal 19,3 Sekunden.
- Die Gap zur Bahnachse am Ende des sicheren Sektors beträgt bei 5 kn 237m, bei 25 kn dagegen nur 127 m.
- Die Halsenwinkel bei 5 kn beträgt 100°, bei 25 kn beträgt er nur 40°.
Daumenregeln für den Downwind mit dem 49er
- Segle sofort nach der Luvmarkenrundung auf dem Streckbug in die Richtung Switchpoint.
Halte den optimalen Downwindwinkel möglichst exakt ein.
Halse nach dem Switchpoint sehr bald wieder auf den Streckbug.
Meide auf jeden Fall die High Risk und die No Go Area.
Je stärker der Wind, desto kleiner sollte die Bahnachsengap sein.
Winddreher werden wichtiger, je stärker der Wind ist, da man kürzere Zeit auf dem Downwind ist.
Gegnerische Windabdeckungen kommen aus der Richtung des scheinbaren Windes (s. Geometrie d. Regattaegelns S.225).